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Netzwerktreffen in Nürnberg, Bayern

Am 12. und 13. Juni 2019 nahmen rund 75 kommunale Vertreterinnen und Vertreter aus dem ganzen Bundesgebiet am dritten Netzwerktreffen im Rahmen des Bundesprogramms „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ im Z-Bau, Haus für Gegenwartskultur, in Nürnberg, teil. Die Einladung des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) richtete sich dabei an alle laufenden Projekte der ersten beiden Fördertranchen.

Durch die erstmalige Durchmischung der Förderprojekte bot die Veranstaltung den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Plattform, um sich über Erfahrungen und Herausforderungen im Projektverlauf auszutauschen und besonders aufgrund der unterschiedlichen Projektfortschritte von den jeweiligen Erkenntnissen der anderen zu profitieren. Des Weiteren stand der Kontakt mit dem Zuwendungsgeber und den fachlichen Ansprechpartnern des Projektträgers Jülich im Fokus. Neben fachlichen Themen wurden auch administrative Fragen diskutiert.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen geführten Rundgang durch den Z-Bau. Dies ermöglichte den Teilnehmenden interessante Einblicke in das Förderprojekt vor Ort. Mitarbeiterinnen des Nürnberger Hochbauamts sowie Verantwortliche von Seiten des Z-Baus führten die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter dabei hinter die Kulissen des Zentrums für Gegenwartskultur und gaben einen Überblick über den Entwicklungsprozess der ehemaligen Kaserne sowie deren unterschiedliche Funktionen. Diese reichen von Konzert-Location über Proberäume und Büros bis hin zum Anlaufpunkt für Nutzergruppen aus dem Quartier und als Forum für Austausch.

Am zweiten Tag des Netzwerktreffens fand im Anschluss an die Workshops eine Führung durch das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände statt. Sowohl ein Kurzabriss der Entstehung und ursprünglichen Nutzungspläne durch den Nationalsozialismus als auch die architektonischen Veränderungen seit 1945 und künftige Gestaltungspläne standen dabei im Fokus. Durch das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ sollen zum Beispiel die Kapazitäten des Besucherzentrums erweitert und für mehr Multifunktionalität gesorgt werden, um mit den neuen Anforderungen an das Haus umzugehen. Florian Dierl, Leiter des Besucherzentrums, thematisierte auch bauliche Herausforderungen, die zum Teil auch die Förderprojekte bewältigen müssen. Dabei ging es beispielweise um Barrierefreiheit, Brandschutzanforderungen, Denkmalschutz sowie Ökologie und Arbeitsschutz.

Begrüßung

In seiner Begrüßungsrede hieß Daniel F. Ulrich, Planungs- und Baureferent der Stadt Nürnberg, die Teilnehmenden aus dem ganzen Bundesgebiet herzlich willkommen und ging auf die bewegte Geschichte Nürnbergs ein, die überall im Stadtgebiet sichtbar werde. Als stark wachsende Kommune müsse man dort mit immer wieder neuen Herausforderungen umgehen, so beispielsweise auch im direkten Umfeld des Veranstaltungsortes. Der Z-Bau sei heutzutage nicht mehr in einem Randgebiet der Stadt angesiedelt, sondern mitten in ein Quartiersumfeld eingebettet, das aktuell komplett neugestaltet werde. Bei der Sanierung des Z-Baus habe man stark von der Förderung durch das Bundesprogramm profitiert. Diese sei dadurch in der Priorisierung der Stadtverwaltung bis ganz nach oben gekommen. Mit der Umnutzung der ehemaligen Kaserne zu einem Haus für Gegenwartskultur sei ein offenes Forum geschaffen worden, das für alle Arten von Veranstaltungen zugänglich sei, so auch für das Netzwerktreffen.

Auch Juliane Wagner, Referentin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, begrüßte die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter beim Netzwerktreffen in einem sehr spannenden Projekt und bedankte sich für die Gastfreundschaft. Sie verwies in ihrem Grußwort auf den Projektaufruf 2018 im Bundesprogramm. Im Zuge dessen werden nun weitere 186 Projekte bundesweit mit rund 300 Millionen Euro Fördervolumen unterstützt. Mit einer neun-fachen Überzeichnung habe sich hier erneut der enorme Bedarf an Unterstützung im Bereich der Sanierung kommunaler Einrichtungen gezeigt. „Uns geht es bei diesem Bundesprogramm darum, einladende Orte mit attraktiven Angeboten zu schaffen“, verdeutlichte Wagner. Die Projekte sollen den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Integration in den Kommunen unterstützen. In diesem Zusammenhang machte Wagner auf den Nationalen Aktionsplan Integration der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung aufmerksam, in den auch die Ergebnisse aus dem Netzwerktreffen einfließen sollen.

Inhaltliche Schwerpunkte der Veranstaltung

Im ersten Teil der Veranstaltung wurde im Rahmen zweier Impulsvorträge die Bedeutung von Sport-, Jugend- und Kultureinrichtungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Kommune verdeutlicht. Christian Siegel vom Deutschen Olympischen Sportbund führte dies am Beispiel von Sportstätten und der Bedeutung des Ehrenamts im Rahmen der Vereinsarbeit für den sozialen Zusammenhalt aus. Kristina Rahe, Bundesvereinigung soziokultureller Zentren e.V., sprach über kulturelle Einrichtungen und dem niederschwelligen Zugang zu Kultur. In einer anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert durch Güldali Gecici aus dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), berichteten zudem vier bereits fertiggestellte Projekte aus dem Bundesprogramm von ihren Erfahrungen.

Der weitere Veranstaltungsverlauf war geprägt von der Arbeit der Teilnehmenden in Kleingruppen. Diese waren in die drei Schwerpunktfelder a) Sport, b) Jugend und Kultur und c) Mischnutzung aufgeteilt. In drei Workshoprunden diskutierten die Teilnehmenden Fragestellungen, wie die Einbindung der verschiedenen Nutzergruppen und deren Bedarfe sowie die Integration der Projekte ins Quartier vor Ort. Besonders hohen Anklang fand das Themenforum, das eine Plattform für administrative Fragen und Verfahren im Rahmen des Bundesprogramms bot.

Starker Sport, starke Städte

Im ersten Impulsvortrag ging Christian Siegel vom Deutschen Olympischen Sportbund auf den gemeinwohlorientierten Sport in Deutschland und die Bedeutung dessen für die Integration in der Kommune und für die Gestaltung einer lebenswerten Stadt ein. Sport in Deutschland sei weit mehr als „nur“ der Spitzensport, von dem in den Medien hauptsächlich zu lesen sei. Siegel betonte dabei vor allem die Unabkömmlichkeit des Ehrenamtes. Er stellte heraus, dass der Sport als größter Träger bürgerschaftlichen Engagements eine immense Bedeutung für das kommunale Leben habe. Vereinssport sei dabei ein wichtiger Pfeiler in der Kommune und gestalte das Leben im Quartier aktiv mit, indem verschiedenste Aufgaben übernommen würden. Dazu zählten die Förderung des Zusammenhalts in der Kommune, die Vermittlung von Grundwerten der Demokratie sowie außer-sportliche Aktivitäten und Veranstaltungen wie Vereinsfeiern. Damit fungierten Vereine oft als Anker und vermittelten ein kleines Stück Normalität sowie ein Gefühl von Heimat. Zudem seien sie über niederschwellige und günstige Angebote für alle sozialen Gruppen zugänglich. So leisteten sie einen aktiven Beitrag zur Integration, gerade auch im Hinblick auf Geflüchtete. Unverzichtbar dabei sei das ehrenamtliche Engagement zahlreicher Freiwilliger, die das Vereinsleben mitgestalten.  Rund ein Zehntel der Bundesbevölkerung sei im sportlichen Ehrenamt aktiv, ohne das vieles unmöglich umsetzbar sei. Des Weiteren ging Siegel in seinem Vortrag auch auf den allgemeinen Sanierungsstau im Hinblick auf kommunale Einrichtungen im Bereich Sport ein. In Deutschland gäbe es zwar genug Sportstätten, deren Zustand sei allerdings in den meisten Fällen bedenklich. Damit seien auch die vermehrten Antragstellungen auf finanzielle Förderung gerade in diesem Feld zu erklären. Anhand von drei Praxisbeispielen aus dem Programm „Integration durch Sport“ machte Siegel letztendlich deutlich, in welch vielfältiger Art und Weise Sportvereine den interkulturellen Austausch fördern und Menschen zusammenführen könnten. Die ausführliche Präsentation von Christian Siegel finden Sie hier.

Bedeutung Soziokultureller Zentren in Kommunen für die Integration

Kristina Rahe von der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V. legte nachfolgend den Fokus auf die Bedeutung von soziokulturellen Zentren. Sie stellte dabei zuerst die Bundesvereinigung als Ganzes vor, deren bayerischer Landesverband seinen Sitz im Z-Bau habe. Soziokulturelle Zentren seien bedeutsame Stützpfeiler in den Stadtteilen und Kommunen. Über niederschwellige Angebote würden dort die Voraussetzungen geschaffen, leicht mit Kultur in Berührung zu kommen. So entstünde ein unverzichtbarer Beitrag in Sachen Integration. Integration umfasse dabei weit mehr als die Einbindung von Menschen aus einem anderen Land. Es gehe darüber hinaus auch um die Integration verschiedener Generationen oder auch von Menschen, die erst neu in ein bestimmtes Quartier zugezogen sind. Wichtiger als die Herkunft des Individuums sei, laut Rahe, immer, wohin jemand möchte. Dies gelte es bei der Arbeit im Quartier immer in den Fokus zu rücken. Sie stellte in diesem Zusammenhang auch das Projekt „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ vor, welches bei seinen teilnehmerorientierten und partizipativen Projekten die Jugend ins Zentrum rücke. Es gelte, „abgehängte“ Stadtteile zu fördern und sich um deren infrastrukturelle Anbindung zu kümmern. Über niederschwellige Schnupperangebote soll für alle gesellschaftlichen Gruppen ein erster Zugang zu Kultur ermöglicht werden. Zusammenfassend stellten kulturelle Zentren wichtige Bestandteile einer Kommune dar, über deren Verankerung im Sozialraum und die so geschaffenen niederschwelligen Angebote Kultur erfahrbar gemacht werde. Dadurch werde die Inklusion aller Gesellschaftsschichten ermöglicht. Die ausführliche Präsentation von Kristina Rahe finden Sie hier.

Podiumsdiskussion - Bedeutung der Förderprojekte für Gemeinden und Quartiere

Neben den beiden Referierenden Kristina Rahe und Christian Siegel waren auf dem Podium Bad Dübens Bürgermeisterin Astrid Münster (NaturSportBad Dübener Heide), Patrick Marhofen von der Stadt Voerde (Sportanlage „Am Tannenbusch“), der Geschäftsführer des Z-Baus, Andreas Wallner, sowie Reinhard Huß vom Bildungs- und Bürgerzentrum „Campus am Tor“ in Schwerin vertreten.

Durch die Auswahl der Podiumsteilnehmenden wurde die Vielfalt der geförderten Projekte einmal mehr deutlich. Es zeigte sich, dass alle eine große Akzeptanz in der Bevölkerung und von Seiten der Nutzergruppen erfahren, was zu einer vollen Auslastung der Kapazitäten führe. Auch der integrative Charakter der Projekte wurde herausgestellt.

So betonte Astrid Münster beispielsweise, dass im Rahmen der Sanierung des NaturSportBades der Länderbund Dübener Heide gegründet wurde, um kommunenübergreifend zusammen zu arbeiten. Nur so könne der Unterhalt des Bades gewährleistet werden. Gleichzeitig bedeute dies aber auch wertvolle Impulse und verschiedene Blickwinkel.

Im Z-Bau sei man stolz auf den Zusammenhalt vor Ort und die Diversität der Nutzerinnen und Nutzer. Über niedrigschwellige Angebote öffne sich die Einrichtung für alle, von jungen Musikerinnen und Musikern über Kulturschaffende bis hin zu Seniorinnen und Senioren aus dem Stadtteil, so Wallner. Auch in Schwerin sind verschiedene Nutzergruppen im Projekt vertreten, von Schulen über Behinderte bis hin zu Flüchtlingen. Aktuell arbeite man an einer noch besseren Einbindung aller, zum Beispiel mit offenen Treffen.

In Voerde kamen viele Impulse für die Umsetzung bereits in der Planungsphase von Seiten der späteren Nutzergruppen. So wurden beispielsweise die ansässigen Vereine von Anfang an in die Planung miteinbezogen und deren inhaltliche Anstöße aus einer Ideenbörse umgesetzt.

Bei vielen Praxisbeispielen wurde deutlich, dass es sich dabei um mehr als die Umsetzung baulicher Maßnahmen handelt und die Sanierung über die reine Bestandssicherung hinausgeht. Mit den Sanierungsprojekten werden Treffpunkte im Quartier geschaffen, die allen Gesellschaftsschichten offenstehen und einen wichtigen Beitrag zur Integration in der Kommune leisten.

Integration und Umgang mit verschiedenen Zielgruppen und deren Bedarfe

Hinsichtlich der verschiedenen Zielgruppen und der daraus resultierenden Bedarfe weisen die Förderprojekte je nach Schwerpunkt unterschiedliche Erfahrungen auf. So ist bei Sportanlagen, insbesondere bei Hallen- und Freibädern, von Grund auf ein bestimmter Bedarf an Sport- und Freizeiteinrichtungen und dem Erhalt der sozialen Infrastruktur vorhanden. Zielgruppen sind ebenso durch die reine Funktion der Sport- und Freizeiteinrichtung definiert. Mit der Sanierung wird hier oft eine bestehende Grundversorgung gesichert, um den Nutzerinnen und Nutzern die Anlagen weiter zur Verfügung stellen zu können. So bieten die Bäder Raum für den Schwimmunterricht von Schulen, für Präventions- oder Rehaschwimmen sowie Trainingsmöglichkeiten von Institutionen wie Bundeswehr und -polizei, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft und Deutsches Rotes Kreuz. Gleichzeitig binden sie über verschiedene Vereine und Angebote für Familien auch die breite Bevölkerung ein. Vor allem in ländlichen Räumen dienen die Anlagen Touristinnen und Touristen sowie Kurgästen der Erholung. Aus Sicht der Teilnehmenden sind multifunktionale Angebote in diesem Bereich jedoch relativ schwierig umsetzbar, da hier weniger Gestaltungsspielraum gegeben ist.

Die Jugend- und Kultureinrichtungen beziehen auch Fördervereine, Musik- und Heimatvereine, Jugendhilfe und -bildungsangebote, Angebote für Migranten und Geflüchtete sowie externe Nutzungsmöglichkeiten, z.B. über Vermietung für Veranstaltungen, mit ein. Über die Projekte sollen Anlauf- und Treffpunkte in der Kommune und, gerade in ländlichen Gebieten, Raum für die Jugend und Vereine geschaffen werden.

Bei den Teilnehmenden zeigte sich ein hohes Interesse an nachhaltigen Themen, z.B. Barrierefreiheit, ökologische und energetische Aspekte. Die zentrale Herausforderung für die geförderten Projekte – planerisch wie finanziell – stellt dabei die Vereinbarkeit der vielfältigen Wünsche und Anforderungen unter einem Dach dar. Je mehr Zielgruppen angesprochen und miteingebunden sind, desto mehr Bedarfe und Interessen müssen auch gedeckt werden. Dies ist nur mit Abstrichen möglich. Gerade im Hinblick auf die Barrierefreiheit stellt die Beseitigung einer Barriere möglicherweise ein Problem für eine andere Zielgruppe dar. Auch die Nutzung von Einrichtungen durch Schulen und Kindergärten/Kitas gelten als Herausforderung in der Planung der Räumlichkeiten. Es müsse laut den Teilnehmenden auf jeden Fall mit Fingerspitzengfühl und viel Weitblick priorisiert werden, was genau umgesetzt wird und miteinander vereinbar ist.

Die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter berichteten dabei auch von formellen Bedarfsermittlungen im Vorfeld der Sanierung, die rückblickend nicht zielführend waren, sondern den Planungsprozess deutlich erschwerten. Grundsätzlich stellten sich Beteiligungsverfahren verschiedenster Art wie Runde Tische, Lenkungsgruppen oder die gemeinsame Entwicklung eines Nutzungskonzepts als unverzichtbarer Bestandteil der Planungsphase dar. Gerade Kommunen mit fortgeschrittenen bzw. fertigen Projekten lieferten wertvolle Tipps zu Aspekten, die sie selbst anfangs nicht bedacht hatten, am Ende aber zu Kostensteigerungen führten.

Einbindung der Projekte ins Quartier

Kooperationen sind bei vielen Sanierungsvorhaben im Zuge der Umsetzung neu entstanden oder bestehende Kooperationen wurden fortgesetzt und vertieft. Der räumliche Bezugsraum ist bei den Projekten unterschiedlich. Projekte in Großstädten wirken den Teilnehmenden zufolge oft vor allem im jeweiligen Stadtteil. Solche in ländlichen Gebieten haben dagegen häufig eine Strahlkraft auf die Region und führen oft auch zur Zusammenarbeit zwischen mehreren Gemeinden, auch weil eine Gemeinde allein den Betrieb und Unterhalt der sozialen Infrastruktur nicht stemmen kann. Die Projekte fungieren hier als Brücken zwischen den Gemeinden und der Region. Den Projekten gemein ist, dass durch die Sanierung oder den Ersatzneubau das Quartier bzw. die Gemeinde aufgewertet wird, dass die Projekte häufig als Gemeinschaftswerk vieler verschiedener Akteurinnen und Akteure wahrgenommen werden und sie eine integrative Wirkung haben. In vielen Kommunen wirken die Sanierungsvorhaben auch als „Initialzündung“ und Impuls für weitere Vorhaben und Projekte im Umfeld. Eben solche Impulse sollen mit der Förderung durch das Bundesprogramm erzielt werden, so dass die Projekte über die bloße Sanierung und Daseinssicherung hinausgehen. Viele Teilnehmende bekräftigten bei dem Netzwerktreffen, dass nur die Förderung durch das Bundesprogramm das „Plus“ in den Einrichtungen ermöglicht habe und es ohne dieses bei der reinen Instandhaltung geblieben wäre.

Über das Bundesprogramm werden die verschiedensten Kooperationen vorangetrieben, die durch die baulichen Veränderungen oft erst denkbar sind. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die Erweiterung und Flexibilität der Räumlichkeiten, was Multifunktionalität erlaubt und so Raum schafft, um verschiedene Nutzergruppen miteinander in Kontakt zu bringen. Durch neue Konzepte werden die Projekte stärker zum Quartier geöffnet, z.B. durch Barrierefreiheit und eine Erweiterung des Angebotes für neue Nutzergruppen. Die Einbindung ins Quartier soll bestehende Kooperationen festigen und vertiefen. Besondere Formen der Zusammenarbeit zeigen die Vielfalt und die Offenheit der Projekte. Dazu zählen gemeinsame Veranstaltungen mit örtlichen Kinos oder Theatern sowie offene Konzepte zur Einbindung von Familien. Ein wichtiger Impulsgeber für solche Vorhaben ist in vielen Fällen das Quartiersmanagement vor Ort. Oft gibt es auch eigens gegründete Fördervereine oder Bürgerinitiativen in den Kommunen, die im Zuge der Sanierungsmaßnahmen ins Leben gerufen wurden.

Schwerpunktübergreifend sehen sich die Kommunen dabei oft vor ähnlichen Herausforderungen. Negative Presse, politischer Druck sowie finanzielle und zeitliche Zwänge in der Sanierungsphase belasten in manchen Fällen den Baufortschritt. Die Einbindung verschiedener Nutzergruppen bereichern ein Projekt zwar hauptsächlich, allerdings kann es dadurch auch zu Interessenskonflikten und Problemen bei der Vereinbarkeit bestimmter Ziele kommen. Langwierige Abstimmungsprozesse ziehen teilweise zeitliche Verzögerungen sowie Folgekosten nach sich, wenn Bedarfe und Interessen erst am Ende des Planungsprozesses vorgebracht werden.

Gemeinsam identifizierten die Teilnehmenden in den Kleingruppen Lösungswege. Im gesamten Einbindungsprozess ist eine klare und zielgerichtete Kommunikation unerlässlich. Ebenso können über strukturierte und frühzeitige Beteiligungsverfahren und -angebote Identifikation und Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht werden. Dies sorgt dafür, dass die Projekte die gewünschte Wirkung im Quartier im Hinblick auf Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt erzielen. Als Formate wurden hierfür Bauberatungen, Sportstättenentwicklungskonzepte und Präsentationsplattformen genannt wie beispielsweise der Tag der Städtebauforderung.

Administrative Verfahren im Bundesprogramm

Unabhängig von den verschiedenen Nutzungsschwerpunkten oder den unterschiedlichen Stadien im Projektverlauf identifizierten die Kleingruppen bei der Fragestellung nach den administrativen Verfahren im Bundesprogramm nahezu identische Themen. Zentrale Fragestellungen waren dabei unter anderem der Umgang mit deutlich gesteigerten Kosten für die Realisierung der Projekte. Diese gehen häufig mit einer erschwerten Auftragsvergabe im Zusammenhang mit der starken Auslastung der Baubranche insgesamt, aber auch zunehmenden Kapazitätsengpässen bei Ingenieur- und Planungsbüros einher. Hier wurde der Wunsch nach einer Aufstockung des Bundesprogramms zur Mitfinanzierung des Bundes an den Kostensteigerungen bzw. Möglichkeiten der Nachfinanzierung in solchen Fällen laut. Aufgrund der programmspezifischen Rahmenbedingungen ist eine Aufstockung von Seiten des Bundes nicht möglich, da das Budget für die Gesamtheit der Projekte im Bundeshaushalt fixiert sei. In diesem Zusammenhang wurde auch der Bedarf und das Verfahren bei Notwendigkeit einer Verlängerung der Bewilligungszeiträume von einzelnen Projekten thematisiert, der sich aus selbigen Gründen bzw. aufgrund von unverschuldeten Verzögerungen ergibt. Die Verantwortlichen von Seiten des BMI betonten, dass in der Kommune selbst bei der Projektplanung für gutes Risikomanagement gesorgt werden müsse, um auf Unvorhergesehenes entsprechend reagieren zu können.

Zudem wurde eine Vereinfachung des oft als kompliziert und umständlich wahrgenommenen Antragsverfahrens gefordert. Insbesondere wurde die Vielzahl der Handelnden auf Zuwendungsgeberseite sowie das Verfahren der RZBau kritisiert, das nach Ansicht der kommunalen Vertreterinnen und Vertreter vor allem zu Zeitverzögerungen im Antragsverfahren führt. Hierzu stellte das BMI und PtJ einerseits klar, dass das Bundesprogramm verfahrensseitig dem Zukunftsinvestitionsprogramm der Bundesregierung zugeordnet ist und bei investiven Projekten mit Zuwendungen des Bundes grundsätzlich die Vorgaben der RZBau anzuwenden sind. Andererseits dient die Einschaltung der Bauverwaltungen der Unterstützung der Kommunen und Projekte, da die Bauverwaltungen den Zuwendungsempfängern sowohl baufachlich als auch vergaberechtlich beratend zur Seite stehen. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sich diese Beratungen im weiteren Projektverlauf zur Sicherung der Zuwendungsfähigkeit, der Vermeidung von Verfahrensfehlern und Eingrenzung von Risiken als positiv erwiesen haben. Auch das Thema der Kofinanzierung, beispielsweise durch Drittmittel wie Spenden, wurde besprochen. Insbesondere war dabei wichtig, inwieweit andere Fördergeber miteingebunden werden können und wie sich dies auf die Zuwendung selbst und das anzuwendende Verfahren, wie beispielsweise Einbindung der Bauverwaltung, aber auch die Rechnungsstellung auswirkt. Dem Thema der Vielzahl an Handelnden auf Zuwendungsgeberseite und daraus resultierende Unsicherheiten bei der Auswahl der richtigen Anlaufstelle für bestimmte Themen konnte durch die Erläuterung der Einbindung des Projektträgers Jülich als zentraler Ansprechpartner begegnet werden. Diese Einbindung wurde in der zweiten Fördertranche bereits als sehr positiv und wichtige Unterstützung für die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter wahrgenommen.

Weitere Punkte waren Fragen nach den Erwartungen an die begleitende Öffentlichkeitsarbeit seitens der Kommunen, der korrekten Durchführung des Verwendungsnachweises, den Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Begleitung der Projekte und des Programms, der Verbindlichkeit des angegebenen Fertigstellungstermins sowie der Möglichkeiten der Digitalisierung von Nachweisprozessen.

Schlusswort und Ausblick

Zum Abschluss der Veranstaltung blickte Güldali Gecici aus dem BBSR auf ein „bereicherndes und interessantes“ Netzwerktreffen zurück, bei dem viele Erkenntnisse aus den Erfahrungswerten der Kommunen hätten gezogen werden können. Es sei deutlich geworden, dass es bei den Projekten, die mit Mitteln aus dem Bundesprogramm gefördert werden, nicht nur um die reine Sanierung geht, sondern um weit mehr. Im Vordergrund stehe dabei auch immer die Vernetzung verschiedenster Akteure, deren Interessen und Bedarfe miteinander vereinbart werden müssten. Die Projekte seien ein wichtiger Impulsgeber, um die soziale Infrastruktur in den Kommunen zu erhalten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu unterstützen. Über die Schaffung neuer Räumlichkeiten und einen Ausbau des Angebots könnten zudem immer wieder neue Nutzergruppen erreicht und integriert werden. Die Erkenntnisse, Kritikpunkte und Erfahrungen von Seiten der kommunalen Vertreterinnen und Vertreter sollen nun als Input auf Seiten des Fördergebers genutzt werden, um das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“, gerade mit Hinblick auf den Start der dritten Fördertranche, aber auch weitere Förderprogramme, stets weiterzuentwickeln und auf die Bedürfnisse vor Ort anzupassen.

Schließlich kündigte Gecici für das kommende Jahr weitere Netzwerktreffen an, die zum einen als Auftakt für die dritte Förderrunde, zum anderen aber auch für den vertieften Austausch der bestehenden Projekte geplant seien.

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